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Nach oben Gründungsprotokoll Anekdote

 

Für Außenstehende und jüngere Leser ist es angebracht, die Verhältnisse in der Zeit vor der Gründung der Bäuerlichen Maschinenbenutzung e.G. kurz zu schildern.

 

Die Dörfer Stockhausen und Schadges waren damals, wie alle Dörfer unseres Vogelsberges, überwiegend landwirtschaftlich strukturiert.

In Stockhausen gab es außer einem Großbetrieb, dem Hofgut der Freiherren Riedesel zu Eisenbach, rund ein Dutzend Bauern, die mit Pferden fuhren. Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe war so klein, dass nur Kuhgespanne vorhanden waren, in manchen Fällen nicht einmal die. Für diese Familien übernahmen meist Bauern mit Pferdefuhrwerk die Bodenbestellung und die Transporte, die für den Schubkarren zu schwer waren. Trotzdem wurde mit wenigen Ausnahmen von allen Familien eine Landwirtschaft betrieben. Der erste Weltkrieg mit seinen Notzeiten und die Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre mit Inflation und Arbeitslosigkeit waren noch nicht vergessen und jedermann war froh, wenn die Ernte aus Feld und Garten ausreichte, die Familie mit den nötigen Nahrungsmitteln zu versorgen.

Landwirtschaft war somit nicht wie heute das Problem einiger weniger, sondern ein Anliegen aller.

Die Vorteile des Einsatzes von Maschinen in der Landwirtschaft waren erkannt, konnten aber nur gemeinschaftlich genutzt werden.

Das Dreschen des Getreides wurde bereits seit einigen Jahren von Lohnunternehmern erledigt. Dies geschah jedoch nicht immer zur vollen Zufriedenheit der Landwirte.

So führten denn auch Schwierigkeiten mit dem Lohndrescher zur Gründung dieser Genossenschaft mit dem Ziel, durch die Anschaffung eines Dreschsatzes diese Arbeit in eigener Regie zu übernehmen.

wie aus dem Gründungsprotokoll zu ersehen ist, wurde gleichzeitig der Kauf weiterer Maschinen und Geräte beschlossen. Anstatt der im Protokoll aufgeführten Jauchefässer wurde ein gummibereifter Anhänger angeschafft

 

Die Verwaltung der Genossenschaft war nun endgültig gewählt und konnte ihre Arbeit

für die beiden Dörfern Stockhausen und Schad- ges aufnehmen.

Die Beschaffung der Maschinen verlief ohne Schwierigkeiten, obgleich der Schlepper, ein LANZ -BULLDOGG nur mit Eisenbereifung geliefert wurde. Der zweite Weltkrieg war ja bereits voll im Gang und wirkte sich auf alle Bereiche des Lebens aus, selbstverständlich auch auf die Arbeit und die Entwicklung der Genossenschaft  

 

               

 

Trotzdem konnte im Jahre 1940 ein Bauplatz von der Gemeinde zur Errichtung einer Maschinenhalle gekauft und diese nach und nach erstellt werden. Im Jahre 1941 wurde ein Elektromotor mit Kabel und Wagen zum Antrieb der Dreschmaschine und ein Kleereiber zum Reinigen des mehr und mehr angebauten Kleesamens beschafft. 

                 

Auch die Gummibereifung für den Schlepper konnte von der Firma Metzeler in München besorgt werden.  

                 

 

Mit diesen Anschaffungen wurden entscheidende Verbesserungen erzielt. Der Einsatz des Elektromotors ersetzte die Antriebskraft des Schleppers beim Dreschen und stellte ihn frei für Transporte in der arbeitsreichen Spätsommer und Herbstzeit. Der Kleereiber arbeitete gut und rentabel, da er auch von Landwirten aus anderen Dörfern genutzt wurde.

Mit diesem Maschinenbesatz arbeitete die Genossenschaft die restlichen Kriegsjahre

und die erste Zeit danach. An Neuanschaffungen war nicht mehr zu denken, da die Herstellung von Rüstungsgütern absoluten Vorrang hatte. Es war schwierig genug, Betriebs- und Schmierstoffe und Ersatzteile zu beschaffen.

Die Kaufkraft des Geldes schwand dahin und es kam zu Tauschgeschäften mit Lebensmitteln und anderen Naturalien.

Als besonders vorteilhaft erwies sich in dieser Zeit der LANZ-Bulldogg. Sein robuster

und unkomplizierter Motor stellte keine großen Ansprüche an die Qualität des Kraftstoffes. Das Schieferöl aus der Grube Messel, das er damals ohne weiteres verdaute, würde sicherlich die hochentwickelten Motoren heutiger Bauart binnen weniger Stunden zum Stillstand bringen.

Aber die Kriegs- und erste Nachkriegszeit brachte trotz allem auch Vorteile für die Genossenschaft. Die Auslastung der Maschinen war relativ hoch, denn durch den Kriegsdienst vieler Männer herrschte Mangel an Arbeitskräften, der nach Möglichkeit durch Maschineneinsatz ausgeglichen werden musste. Auch wurden damals in größeren Umfang Fuhrleistungen außer- halb des landwirtschaftlichen Bereichs erbracht.

 

"Räder müssen rollen für den Sieg!“ lautete damals die Parole.

 

So rollten auch die Räder der Bäuerlichen Maschinenbenutzung e. Go mit dem sicheren Sieg entgegen, dem Sieg der Alliierten.

Am 29. März 1945 war für unsere Gegend der Krieg vorbei. Tagelang rollten Rad- und Kettenfahrzeuge, Kampfgerät und Nachschubkonvois durch unsere Dörfer. Bis auf die beiden Gehöfte im Niederndorf blieben Stockhausen und Schadges von Kriegseinwirkungen verschont. Doch soll an dieser Stelle auch derer gedacht werden, die ihr Leben verloren haben und deren Namen zur Erinnerung und Mahnung auf den Kriegerdenkmälern zu lesen sind.

Die Arbeit der Genossenschaft ging weiter.

Bereits im Mai 1946 wurde ein zweiter gummibereifter Anhänger gekauft und der Kauf eines dritten beschlossen. Gleichzeitig beschloss man den Kauf eines zweiten Schleppers. Der Schlepperkauf war jedoch nicht so leicht zu realisieren und zögerte sich noch bis in das Jahr 1948 hinaus. Immerhin konnte das Geschäft noch in Reichsmark abgewickelt wer- den. Wenngleich auch hier mit einigen Naturalien an die Werksangehörigen der Herstellerfirma nachgeholfen werden musste, war dies

doch für die Genossenschaft ein großer Vorteil der mit ausschlaggebend war, dass die Verluste durch die Währungsreform gering blieben und die Geschäftsanteile 1:1 von Reichsmark zu D-Mark aufgewertet werden konnten.

 

Der zweite Schlepper, ein 22 PS-"Primus" mit Anbaumähwerk wurde vor allem zum Mähen der Wiesen, zu Transporten und zum Einsatz einer Scheibenegge für die Stoppelbearbeitung im Ackerbau eingesetzt.

 

Im November 1948 beschloss die Verwaltung den Kauf einer selbstfahrenden Bandsäge zum Brennholzschneiden, die später durch eine Schlepper-Anbau-Bandsäge ersetzt und durch eine Kreissäge mit Spalter ergänzt wurde.  

 

                   

Im Jahre 1954 wurde eine Gemeinschaftswaschanlage in Betrieb genommen, eine Einrichtung, die den Frauen zugute kam. Die 5Oer und 60er Jahre waren die Jahre des Wiederaufbaus und der Technisierung in allen Bereichen, es war die Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders.

Auch die Landwirtschaft wurde von dieser Entwicklung erfasst. Die Zugtiere verschwanden allmählich aus dem Blickfeld, denn der Schlepper wurde auch für den einzelnen Betrieb erschwinglich. Der Fuhrbetrieb der Genossenschaft verlor dadurch etwas an Bedeutung, wurde aber aufrecht erhalten.

Obwohl man in 1964 den alten Dreschsatz durch eine modernere Maschine ersetzt hatte, war das Ende des Scheunendrusches abzusehen. 

          

Der Mähdrescher war im Kommen. Die Übernahme dieser Technik war gewissermaßen eine Existenzfrage für die Genossenschaft. Trotz einiger Bedenken beschloss die Generalversammlung mit Mehrheit, eine Maschine zu kaufen, die in der Ernte 1968 erstmals zum Einsatz kam.  

        

                                                    (Bild 1983)

Diese Maschine reichte nicht für die gesamte Getreidefläche aus. Ein Teil der Landwirte erntete noch nach der seitherigen Methode.

Doch bereits 1969 wurde ein zweiter und 1971 ein dritter Mähdrescher angeschafft. Auch Zubehör wie Körnergebläse und Tanks wurden den Mitgliedern zur Verfügung gestellt.

Die Dreschmaschine hatte nun endgültig ausgedient.

 

Die Anschaffung einer Strohpresse, eines Strohhäckslers in 1978 und einer Getreidetrocknungsanlage im Jahre 1984 ergänzten das Maschinenangebot in diesem Arbeitsbereich.

Zu erwähnen wäre noch die Anschaffung eines Güllefasses zur Entleerung der Hauskläranlagen 

                        

sowie die notwendigen Ersatzbeschaffungen bei den Schleppern, den Mähdreschern und der Saatgutreinigungsanlage. Selbstverständlich reichte auch die Maschinenhalle in ihrer ursprünglichen Größe nicht mehr aus und musste erweitert werden.

Die Genossenschaft verfügt zu dieser Zeit über folgende Maschinen und Geräte: 

    3 Mähdrescher

    1 Getreidetrocknung 

    2 Schlepper

    1 Saatgutreinigung 

    1 Güllefass

    2 Hochdruck-Pressen 

    1 Strohhäcksler 

    1 Bandsäge

    1 Holzspalter 

    3 Anhänger 

Selbstverständlich wurden, wo dies möglich war, Förderungsmittel in Anspruch genommen. In diesem Zusammenhang sei besonders den Herren und Damen des Landwirtschaftsamtes gedankt, die die Genossenschaft beraten und fördernd unterstützt haben. 

 

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Copyright © 2002 Bäuerliche Maschinenbenutzung e.G. Stockhausen
Stand: 07. April 2003